Ursachen


Was sind die Ursachen sogenannter Teilleistungsschwächen?

Die Lernvoraussetzungen jedes Kindes resultieren aus seiner individuellen Ent­wick­lung. Entwicklungsprozesse, die zu Teilleistungsstörungen führen können, sind häufig in nur geringfügigen Abweichungen begründet. Diese entstehen beispiels­weise durch vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns im Kontext von Schwanger­schaft und Geburt. Auch andere Beeinträchtigungen des Hirnstoffwechsels kommen als Ursachen infrage.

In der weiteren Entwicklung des Kindes können sich Probleme auf verschiedenen Gebieten manifestieren:

Mangelnder Abbau frühkindlicher Reflexe

Frühkindliche Reflexe sind Reaktionsmuster, die vor allem die notwendigen Bewegungen des Babys beim Geburtsvorgang sichern. Sie werden in den ersten Lebensmonaten abgebaut. Häufig geschieht dies aber nicht vollständig. Das bedeutet für die Betroffenen, dass bei bestimmten Bewegungen gleichzeitig unwillkürliche Bewegungsmuster aktiviert werden. Dies führt zu spontanen Mitbewegungen beim Schreiben – charakteristisch ist hier der Kopf, der beim Schreiben fast auf den Tisch sinkt, oder eine Drehung des Oberkörpers. Derartige Vorgänge entziehen dem Lernprozess die benötigte Energie und Aufmerksamkeit.

Abweichende Sinneswahrnehmungen besonders auf optischem und akustischem Gebiet

Kinder können große Probleme damit haben, Buchstabenfolgen als zusammenhängende Einheiten zu überschauen oder auch kurze von langen Silben sowie bestimmte Konsonanten akustisch voneinander zu unterscheiden. Die Übersetzung des Gehörten in Buchstaben bzw. Silben kann schwer fallen, weil das Kind das Gehörte nicht hinreichend differenzieren kann, aber auch, weil es Einzelbuchstaben nicht zu einem Wortganzen verbinden kann.

Zudem können lebensgeschichtliche Einschnitte aller Art zu Lernstörungen führen

Fachleute unterscheiden das begrifflich, indem sie die neurologisch bedingten Störungen als Legasthenie oder Dyskalkulie bezeichnen, die lebensgeschichtlich bedingten Störungen als Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) bzw. Rechenschwäche. Im konkreten Fall finden sich aber bei vielen Kindern auch fließende Übergänge zwischen beiden Formen.

Es gibt eine ganze Reihe weiterer Phänomene, die Lernstörungen und Teilleistungsschwächen verursachen können:

  • Subtile Gleichgewichtsprobleme.
  • Zu starke oder zu schwache Muskelspannung.
  • Körperwahrnehmungsstörungen.
  • Unentschiedene Dominanz der linken oder rechten Hand (bzw. Fuß oder Auge).
  • Motorische Störungen.
  • Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit.

Dieses Mosaik möglicher Entwicklungsbesonderheiten führt nicht zwangsläufig zu einer Lernstörung. Je nach Veranlagung kann das Kind derartige Beeinträchtigungen kompensieren. Bildet es aber eine Lernstörung aus, ist es unabdingbar, auch an diesen Symptomen zu arbeiten.